Rust und C++ – zwei Schwergewichte der Softwareentwicklung, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Während C++ als Veteran der systemnahen Programmierung über Jahrzehnten gewachsen ist, hat Rust in den letzten Jahren mit Sicherheits- und Performance-Features für Furore gesorgt. Doch trotz dieser Unterschiede verfolgen beide Sprachen dasselbe Ziel: leistungsstarke, effiziente und verlässliche Software zu ermöglichen. Doch wie gut kommen diese beiden Sprachen miteinander zurecht? Genau diese Frage nimmt die Rust Foundation nun in Angriff.
Google stellte der Rust Foundation eine Förderung von einer Million US-Dollar zur Verfügung, um die Zusammenarbeit zwischen Rust und C++ zu verbessern. Und die Realität zeigt, wie dringend nötig das ist. Kaum ein Softwareprojekt beginnt heute noch auf der „grünen Wiese“. Stattdessen trifft neue Technologie fast immer auf bestehende Systeme – und das bedeutet häufig: Rust trifft auf C++. Doch diese Zusammenarbeit gestaltet sich alles andere als einfach.
Die Herausforderungen der Integration
Die größte Herausforderung bei der Zusammenarbeit zwischen Rust und C++ ist die fehlende direkte Möglichkeit, beide Codes in einer einzigen Datei zu kombinieren. Stattdessen erfolgt die Integration über das sogenannte Foreign Function Interface (FFI), wobei C als „Brückensprache“ dient. Das liegt daran, dass C-ABIs (Application Binary Interfaces) stabiler und weniger plattformabhängig sind als C++-ABIs. Diese indirekte Verbindung macht die Zusammenarbeit nicht nur komplizierter, sondern auch ineffizienter – besonders in Bereichen mit begrenzten Ressourcen wie der Embedded-Programmierung.
Rusts größte Stärke – die garantierte Sicherheit – geht beim Übergang über C oft verloren. Um Rust und C miteinander kompatibel zu machen, müssen viele Sprachfeatures von Rust eingeschränkt werden. Das bedeutet, dass Rust nicht in seiner vollen Funktionalität genutzt werden kann, was seine Stärken stark begrenzt.
Ergänzen statt konkurrieren
Rust und C++ sind keine Konkurrenten. Ganz im Gegenteil – sie ergänzen sich. Rust eignet sich hervorragend, um moderne Sicherheits- und Performanceanforderungen in bestehende C++-Systeme einzubringen. Gleichzeitig profitieren viele Rust-Projekte von den bewährten Bibliotheken und Funktionen, die C++ über Jahrzehnten aufgebaut hat. Moderne Softwareprojekte nutzen ohnehin oft mehrere Sprachen, und wenn Rust und C++ harmonisch zusammenarbeiten, können sie ein unglaublich starkes Duo bilden.
Doch wie kommen wir dahin? Die Rust Foundation hat dazu eine klare Vision, die sie in ihrem „C++/Rust Interoperability Problem Statement“ auf GitHub skizziert hat.
Die Vision der Rust Foundation
Zunächst einmal sollen die bestehenden Tools verbessert werden. Aktuelle Ansätze wie bindgen und cbindgen funktionieren zwar, aber sie reichen bei weitem nicht aus. Besonders die bidirektionale Kommunikation zwischen Rust und C++ ist noch ein ungelöstes Problem. Zudem sind Anpassungen direkt in Rust nötig, um die Interoperabilität langfristig zu vereinfachen.
Die Rust Foundation setzt auf eine enge Zusammenarbeit mit der C++-Community und dem Standardkomitee, um gemeinsame Ziele wie bessere Sicherheit und Performance zu erreichen. Diese Zusammenarbeit ist nicht nur wünschenswert, sondern eine zentrale Herausforderung, die die Systemprogrammierung in den kommenden Jahren prägen wird.
Ein Schritt in die Zukunft
Mit der finanziellen Unterstützung von Google und einer klaren Strategie stehen die Chancen gut, dass wir bald eine wesentlich effektivere Zusammenarbeit zwischen den beiden Sprachen sehen werden. Die Frage ist nicht mehr, ob Rust und C++ Hand in Hand gehen können, sondern wann.
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