Warum der beste Dateimanager aussieht wie 1986

Manche Software kommt und geht, aber ein paar Werkzeuge trotzen Zeit und Trends. Orthodoxe Dateimanager gehören definitiv dazu. Seit den 1980er-Jahren behaupten sie sich im Alltag von Power-Usern, Admins und Entwicklerinnen und das mit einem Bedienkonzept, das nicht moderner geworden ist, sondern einfach immer schon gut war.

Zwei Panels, klare Regeln, volle Kontrolle

Im Zentrum steht ein ganz einfaches Prinzip. Zwei Fenster nebeneinander, eines aktiv, eines passiv. Und die Möglichkeit, per Tastendruck Dateien von links nach rechts zu kopieren, umzubenennen oder zu löschen. Kein Drag & Drop, kein Rumklicken sondern eine direkte, klare Steuerung über die Tastatur. Wer damit arbeitet, merkt schnell, wie viel schneller und präziser sich Dateien so verwalten lassen. Besonders dann, wenn es nicht nur um ein paar Urlaubsfotos geht, sondern um ganze Projektverzeichnisse, Server-Strukturen oder komplexe Datenmengen.

Der Ursprung liegt beim Norton Commander

Den Anfang machte 1986 der Norton Commander. Ein DOS-Programm, das mit seiner visuellen Oberfläche und der intuitiven Bedienung Maßstäbe setzte. Funktionstasten wie F5 für Kopieren oder F6 für Verschieben wurden zum Quasi-Standard. Viele spätere Programme übernahmen dieses Schema und entwickelten es weiter, ohne den Kern zu verändern. Auch der Begriff Orthodox File Manager wurde in den 1990er-Jahren eingeführt, um diese besondere Klasse zu beschreiben.

Warum dieses Konzept nie verschwand

Trotz der grafischen Explosion moderner Betriebssysteme hat sich das Zwei-Panel-Konzept bis heute gehalten. Das liegt nicht nur an der Nostalgie. Es liegt daran, dass es einfach funktioniert. Wer täglich viele Dateioperationen durchführt, will keine Zeit mit Mausbewegungen verlieren. Stattdessen braucht es verlässliche Shortcuts, konsistente Bedienung und ein Werkzeug, das sich wie eine Erweiterung der Hände anfühlt. Genau das liefern orthodoxe Dateimanager.

Moderne Vertreter auf allen Systemen

Auch wenn das Prinzip alt ist, die heutigen Programme sind es nicht. Tools wie der Midnight Commander auf Linux, der Far Manager unter Windows oder der Commander One auf macOS werden aktiv gepflegt und weiterentwickelt. Viele bieten Unterstützung für Netzwerkprotokolle, Cloud-Dienste, virtuelle Dateisysteme und sogar eingebaute Editoren und Viewer. Und manche wie der Double Commander oder der Mu Commander laufen sogar plattformübergreifend auf mehreren Betriebssystemen gleichzeitig.

Terminal oder GUI – beides möglich

Es gibt sowohl textbasierte als auch grafische Varianten. Im Terminal punkten Klassiker wie der Midnight Commander oder der Far Manager, die auch auf entfernten Servern per SSH problemlos laufen. Wer lieber eine grafische Oberfläche hat, findet bei Programmen wie Krusader, Gnome Commander oder Total Commander funktionale Interfaces mit Tabs, Suchfunktionen und Plugin-Systemen. Auch Mac-Nutzer kommen auf ihre Kosten – mit Anwendungen wie Marta oder Nimble Commander, die das klassische Konzept elegant in die Apple-Welt übertragen.

Effizienz ist der Schlüssel

Was all diese Programme gemeinsam haben, ist ihre kompromisslose Ausrichtung auf Effizienz. Alles lässt sich konfigurieren, von Tastenkombinationen über Farben bis hin zur Integration von Cloudspeichern. Viele bieten Synchronisationstools, Batch-Umbenennungen, eingebaute Editoren und leistungsfähige Suchfunktionen. Einige unterstützen sogar Plugins, mit denen sich neue Dateiformate oder Netzwerkprotokolle nachrüsten lassen.

Nicht für jeden 

Natürlich braucht nicht jeder Mensch so ein Tool. Wer nur gelegentlich ein paar Dateien hin und her schiebt, wird mit dem Windows Explorer oder dem macOS Finder völlig glücklich. Aber für alle, die tief im System arbeiten, sei es beim Entwickeln, Administrieren oder Archivieren, ist ein orthodoxer Dateimanager eine der besten Investitionen in die eigene Produktivität. Die Lernkurve ist da, aber sie lohnt sich.

Ein Konzept mit Zukunft

Trotz ihres Alters wirken orthodoxe Dateimanager nicht veraltet. Im Gegenteil. Sie zeigen, dass gutes Design nicht immer neu sein muss. Manchmal reicht es, wenn etwas konsequent, durchdacht und klar ist. Genau das macht sie so zeitlos und für viele unersetzlich.

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