Die Deutsche Forschungsgemeinschaft will wichtige Forschungsdaten aus den USA zurückholen. Mit einer neuen Förderinitiative sollen gefährdete Datenbestände gesichert und dauerhaft in europäischen Infrastrukturen gespeichert werden. Der Schritt ist eine Reaktion auf die zunehmende Abhängigkeit der deutschen Wissenschaft von amerikanischen Cloudanbietern wie Amazon, Google und Microsoft.
Wenn Forschung auf fremden Servern liegt
In den letzten Jahren sind viele Forschungsdaten in Cloud-Speichern amerikanischer Anbieter gelandet. Das war bequem, technisch zuverlässig und oft günstig. Doch die rechtlichen Rahmenbedingungen in den USA bergen Risiken. Der sogenannte Cloud Act erlaubt es amerikanischen Behörden, auf Daten von US-Firmen zuzugreifen, auch wenn sie auf Servern außerhalb der Vereinigten Staaten liegen. Dadurch könnten sensible wissenschaftliche Informationen theoretisch in fremde Hände geraten. Außerdem besteht die Gefahr, dass Daten plötzlich nicht mehr verfügbar sind, wenn sich politische oder wirtschaftliche Verhältnisse ändern.
Digitale Souveränität als neues Leitmotiv
Mit der Initiative will die DFG die Kontrolle über Forschungsdaten wieder nach Europa holen. Dafür werden finanzielle Mittel bereitgestellt, damit Forschungseinrichtungen ihre Daten aus US-Clouds übertragen und neue europäische Speicherlösungen aufbauen können. Eine zentrale Rolle spielt dabei die European Open Science Cloud, ein Netzwerk, das den freien und sicheren Austausch wissenschaftlicher Daten innerhalb Europas ermöglichen soll. Ziel ist eine unabhängige, verlässliche und dauerhaft zugängliche Infrastruktur.
Sicherheit durch Vielfalt und Verfügbarkeit
Die Initiative versteht sich als Beitrag zur digitalen Resilienz der Wissenschaft. Wenn Daten an mehreren Orten innerhalb Europas gesichert sind, bleiben sie auch dann erhalten, wenn einzelne Systeme ausfallen oder politische Spannungen auftreten. So entsteht eine stabile Grundlage, auf der Forschung langfristig fortgeführt werden kann.
Ein Signal über die Wissenschaft hinaus
Die Initiative der DFG ist mehr als eine technische Maßnahme. Sie steht für den Wunsch nach digitaler Eigenständigkeit und für ein neues Bewusstsein im Umgang mit Forschungsdaten. In einer Zeit, in der Wissen und Information zu den wertvollsten Gütern gehören, wird Datensouveränität zu einer Frage der Unabhängigkeit und Zukunftsfähigkeit.
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