Im Norden von Louisiana, genauer gesagt in Richland Parish, entsteht gerade ein digitales Mammutprojekt: Meta Platforms – der Konzern hinter Facebook, Instagram und WhatsApp – baut dort sein größtes Rechenzentrum weltweit. 375.000 Quadratmeter Technikfläche, ausgelegt auf die gewaltige Rechenleistung, die nötig ist, um KI-Modelle wie Llama oder den Meta-AI-Chatbot in die digitale Zukunft zu katapultieren.
Was sich nach einem visionären Technologiesprung anhört, hat allerdings einen Schatten, der weit über den Campus hinausreicht – bis in die Wohnzimmer von über einer Million Menschen in Louisiana.
Ein Rechenzentrum frisst Strom – und wer zahlt?
Das Rechenzentrum soll bis zu zwei Gigawatt Strom benötigen. Zum Vergleich: Das ist mehr, als viele mittelgroße Städte verbrauchen. Damit diese Energie auch zuverlässig bereitsteht, plant der lokale Versorger Entergy den Bau von drei neuen Gaskraftwerken. Geschätzte Baukosten: fünf Milliarden Dollar. Und hier wird es brisant.
Entergy hat im April einen Antrag gestellt, um genau diese fünf Milliarden auf alle seine Stromkunden umzulegen. Nicht Meta, das den Bedarf verursacht, soll zahlen – sondern die Allgemeinheit. Rund 1,1 Millionen Haushalte und kleine Unternehmen wären betroffen. Der Aufschrei ließ nicht lange auf sich warten.
Widerstand regt sich – und zwar zu Recht
Lokale Umwelt- und Verbraucherschutzgruppen schlagen Alarm. Nicht nur wegen der sozialen Ungerechtigkeit, sondern auch wegen der klimapolitischen Rückschritte. Neue Gaskraftwerke bedeuten neue Emissionen – ausgerechnet in einer Zeit, in der überall über Dekarbonisierung gesprochen wird. Während Konzerne sich grüne Ziele auf die Fahne schreiben, sollen im Hintergrund fossile Kraftwerke gebaut werden, um ihre wachsende Serverflotte am Laufen zu halten.
Entergy betont zwar, dass durch das Projekt 300 bis 500 neue Jobs entstehen würden. Doch viele sehen darin eine Milchmädchenrechnung: Ein paar Hundert Arbeitsplätze gegen Milliardenkosten, die am Ende alle tragen – und das für den Energiehunger eines einzigen Tech-Giganten?
Meta bleibt vage, der Stromzähler tickt
Meta selbst äußert sich zurückhaltend. Man freue sich auf den Standort, das Zentrum spiele eine zentrale Rolle für den KI-Fortschritt des Unternehmens. Alles klingt nach Aufbruch und Fortschritt. Nur zur Energiefrage verliert Meta keine klaren Worte. Dabei ist längst bekannt: Der Energiebedarf für Künstliche Intelligenz, besonders in dieser Größenordnung, ist enorm – und wird weiter steigen.
Warum das mehr als nur ein lokales Problem ist
Was sich da in Louisiana abspielt, ist kein Einzelfall. Weltweit entstehen riesige Rechenzentren, und überall stellt sich die gleiche Frage: Wer zahlt den Preis für die digitale Transformation? Technologische Fortschritte sind wichtig – keine Frage. Aber wenn am Ende die Allgemeinheit für die Infrastruktur von Konzernen aufkommt, die Milliardenprofite einfahren, läuft etwas gewaltig schief.
Gerade in Zeiten, in denen viele Menschen ihre Stromrechnung kaum noch stemmen können, wirkt das wie ein Schlag ins Gesicht. Es braucht dringend neue Modelle, wie solche Großprojekte geplant, finanziert und gesellschaftlich getragen werden. Sonst bleibt von der großen KI-Revolution nur eines hängen: die Rechnung.
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