Die EU-Kommission hat anscheinend ihrem ursprünglichen Plan den Rücken gekehrt, das kostenlose EU-Roaming auf nur 90 Tage im Jahr zu begrenzen. Nachdem dieses Vorhaben von vielen Seiten aus heftig kritisiert wurde, plant die Kommission nun, dass Nutzer ab Mitte nächsten Jahres in der ganzen EU kostenfrei telefonieren und surfen können. Anstatt jedoch die Zeit dafür auf 90 Tage zu begrenzen, soll nun auf den Wohnort der jeweiligen Nutzer geachtet werden, um so den Missbrauch günstigerer Anbieter aus dem Ausland zu vermeiden.
Dennoch macht die EU-Kommission klar, dass das Roaming vor allem für Reisende bestimmt sei. Deshalb soll überprüft werden können, ob sich der Nutzer oft in dem Land aufhält, in dem sich auch sein Mobilfunk-Anbieter befindet. Sollte er sich nämlich längere Zeit in einem EU-Land aufhalten, in dem sein Anbieter nicht ansässig ist, könnte er beschuldigt werden, dauerhaft günstigere Tarife aus dem Ausland zu nutzen und somit von seinem Telekommunikationsanbieter abgemahnt, und sogar zur Zahlung eines Aufpreises verpflichtet werden. Wer jedoch über einen längeren Zeitraum hinweg im Urlaub oder auf einer Geschäftsreise ist, kann natürlich weiterhin kostenfreies Roaming nutzen.
Der neue Kurs der EU-Kommission wird von vielen begrüßt, so auch vom Europäischen Verbraucherverband oder einigen Stimmen aus dem Europaparlament. Jedoch darf die Überprüfung der Aufenthaltsorte der Nutzer nicht dazu führen, dass die Telekommunikationskonzerne ihre Kunden stärker überwachen, heißt es.
Jedoch wird erst im Dezember endgültig darüber entschieden, wie mit den Roaming-Gebühren verfahren wird. Zuerst solle der neue Plan der EU-Kommission genau geprüft werden, da er laut einiger Branchenverbände immer noch große Interpretationsspielräume zuließe und die Umsetzung problematisch werden könnte.