In der neuesten Version von Raspberry Pi OS gibt es etwas Großes: Wayland ist jetzt für alle Raspberry-Pi-Modelle verfügbar. Doch was steckt eigentlich dahinter, und warum lohnt sich das Update?
Was ist neu?
In der Linux-Welt hat das gute alte X Window System jahrzehntelang die Bildschirme unserer Desktops mit Inhalten gefüllt. Doch im Vergleich zu modernen Protokollen ist X langsam, komplex und anfällig. Die Antwort auf diese Probleme heißt Wayland: ein leichtes und sicheres Display-Protokoll, das mit mehr Performance und weniger Sicherheitslücken punktet.
Anders als X kommunizieren Anwendungen hier nicht direkt mit dem Display-Server. Stattdessen steuert Wayland die Kommunikation über einen sogenannten Compositor, wodurch Programme abgeschirmt laufen und nicht auf andere Prozesse zugreifen können. Wayland war bisher auf leistungsstarke Geräte wie den Raspberry Pi 4 und 5 beschränkt, da die vorherige Version auf den Compositor wayfire setzte, der hohe Rechenpower benötigte und daher nicht auf älteren Raspberry-Pi-Modellen lief. Doch das hat sich jetzt geändert!
labwc als schlanker Compositor
Die Entwickler haben einen neuen Compositor namens labwc eingeführt, der auf einer Bibliothek namens wlroots basiert und eine kompaktere, ressourcenschonendere Lösung darstellt. Labwc ist kein Blender – er verzichtet auf Spielereien wie Animationen und setzt stattdessen auf das Wesentliche. So läuft Wayland jetzt auch auf älteren Raspberry Pis ohne Leistungsverlust. Für Nutzer, die bereits wayfire verwenden, fällt der Unterschied minimal aus, abgesehen von einigen fehlenden Animationen.
Die klare Empfehlung der Raspberry-Pi-OS-Entwickler: Bei einem Update auf labwc umsteigen! Wayfire wird bald nicht mehr unterstützt, und alle zukünftigen Updates richten sich primär an labwc-Nutzer.
Touchscreen-Unterstützung und mehr
Neben dem Compositor-Update hat das Raspberry-Pi-Team auch an der Touchscreen-Unterstützung gearbeitet. Nutzer können sich jetzt über eine automatische virtuelle Tastatur freuen, die sich zeigt, wenn sie gebraucht wird, und sich versteckt, wenn nicht. Tippen und Bedienen über den Bildschirm funktioniert nun viel intuitiver, und Rechts- oder Doppelklicks lassen sich bequem über Touchgesten steuern.
Der Fernwartungsdienst ist jetzt intuitiver und lässt sich direkt über das Symbol-Menü aktivieren. So könnt ihr euren Raspberry Pi bequem über den Webbrowser fernsteuern – allerdings nur auf 64-Bit-Systemen (also Raspberry Pi 4, 5 und 400).
Mit „raindrop“ gibt es jetzt ein komplett überarbeitetes Tool zur Bildschirmkonfiguration, das das bekannte „arandr“ ersetzt. Geschrieben in C, läuft es flüssiger und bietet ebenfalls Unterstützung für Touchscreens.
Fazit
Das Raspberry-Pi-OS-Team legt mit dieser neuen Version eine solide Grundlage für die Zukunft: ein schnelleres, sichereres OS mit vollem Wayland-Support. Der Wechsel auf labwc macht den Raspberry Pi nicht nur effizienter, sondern schließt auch Sicherheitslücken, die mit X bestehen. Dazu kommen praktische Features wie die Touchscreen-Optimierung und die einfachere Fernwartung.
© stock.adobe.com, Daniel CHETRONI