Wenn wir über die größten Energiefresser in unserer Tech-Welt sprechen, landen wir fast immer beim Display. Egal ob Monitor, Fernseher oder Notebook – das Display ist der Hauptgrund für den hohen Stromverbrauch. Doch was wäre, wenn wir diese Komponente revolutionieren könnten? Genau das hat sich der taiwanesische Hersteller Hannspree gedacht und auf der IFA eine neue Technologie vorgestellt: Reflektive LCDs.
Was sind reflektive LCDs?
Stell dir ein klassisches LCD-Display vor. Es funktioniert, indem eine Hintergrundbeleuchtung (Backlight) durch Flüssigkristalle scheint, die das Licht modulieren und so ein Bild erzeugen. Dieses Backlight sorgt jedoch für den Großteil des Energieverbrauchs – und hier setzt Hannspree mit seiner Innovation an. Reflektive LCDs verzichten auf die Hintergrundbeleuchtung und nutzen stattdessen das Umgebungslicht. Das Licht, das auf den Bildschirm fällt, wird durch die LC-Schicht gelenkt und von einem Reflektor im Display zurückgeworfen, um das Bild zu erzeugen.
Ergebnis? Ein Bild, das wie bei einem normalen LCD-Display aussieht – nur mit wesentlich geringerem Energieverbrauch. In Zeiten, in denen Nachhaltigkeit und Energiesparen immer wichtiger werden, könnte das ein echter Gamechanger sein.
Wie sieht das im Alltag aus?
Während herkömmliche LCDs oft Helligkeiten von mehreren hundert Candela pro Quadratmeter (cd/m²) erreichen, sind reflektive LCDs ohne zusätzliche Beleuchtung auf das Umgebungslicht angewiesen. Hannspree hat deshalb ein zuschaltbares Backlight integriert, das im Dunkeln immerhin bis zu 50 cd/m² erreicht – das reicht für schwach beleuchtete Räume.
Allerdings hat die Technik auch ihre Grenzen: Satte Farben wie kräftiges Rot oder Grün kommen bei reflektiven LCDs nicht so zur Geltung. Warum? Weil die Farbfilter nicht zu schmalbandig sein dürfen, sonst würde zu wenig Licht durchkommen und das Bild zu dunkel werden. Hier gehen bis zu zwei Drittel des Lichts verloren, und das Ergebnis ist ein Bild mit eher blassen Farben.
Reflektive LCDs vs. E-Ink: Wer gewinnt?
Reflektive LCDs erinnern auf den ersten Blick stark an E-Ink, wie man es von E-Readern kennt. Auch E-Ink-Displays reflektieren nur das Umgebungslicht und haben eine niedrige Farbsättigung. Der größte Vorteil von reflektiven LCDs gegenüber E-Ink? Sie sind videofähig! Während E-Ink-Displays durch ihre langsamen Schaltzeiten für bewegte Bilder kaum geeignet sind, schaffen reflektive LCDs problemlos 60 Hertz und sind somit perfekt für Videoinhalte.
Ein Nachteil bleibt: Die Farbwiedergabe. Doch wenn man bedenkt, dass die Technik in erster Linie für Geräte wie Tablets oder Public Displays entwickelt wurde, spielt das im Alltag oft eine untergeordnete Rolle. Denn ob Restaurantmenü oder Infoscreen – für solche Anwendungen reicht die Farbdarstellung allemal aus.
Ein Blick in die Zukunft
Noch gibt es keine offiziellen Preisangaben, aber eins ist sicher: Die Produktion reflektiver LCDs ist relativ günstig, da sie auf etablierten LCD-Prozessen basiert. Da Hannspree als Tochterunternehmen von Hannstar Display agiert, einem der führenden Displayhersteller, ist davon auszugehen, dass die Kosten niedrig gehalten werden können. Die Monitore und Geräte mit reflektiven LCDs sollen bereits im nächsten Jahr auf den Markt kommen.
Das Ziel von Hannspree ist klar: Energiesparende Displays für mobile Geräte und Public Displays. Und wer weiß? Vielleicht sehen wir bald mehr solcher stromsparenden Displays in unserem Alltag. Besonders spannend wird es für Anwendungen wie digitale Speisekarten oder Werbetafeln, die im Sonnenlicht strahlend hell bleiben, ohne den Akku zu belasten.
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