Ein Lizenzstreit zwischen ARM und Qualcomm könnte den aufstrebenden Markt für ARM-basierte PCs massiv stören. Ein genauerer Blick auf die Entwicklungen zeigt, warum dieser Konflikt so brisant ist und welche weitreichenden Konsequenzen drohen.
Hintergrund: Ein Streit um Lizenzen
Alles begann, als Qualcomm im Jahr 2019 das Start-up Nuvia übernahm. Nuvia, gegründet von ehemaligen Apple-Ingenieuren, entwickelte eigene ARM-Kerne und hatte dafür eine Lizenz von ARM erworben, um diese in Serverprozessoren einzusetzen. Nach der Übernahme durch Qualcomm wurden die Nuvia-Kerne jedoch für die neuen Snapdragon-X-Prozessoren umfunktioniert, die in PCs und möglicherweise auch in Smartphones Verwendung finden sollten.
Der Konflikt eskaliert
ARM argumentiert nun, dass die bestehende Lizenzvereinbarung mit Nuvia den Einsatz der Kerne in diesen neuen Bereichen nicht abdeckt. Dies sieht ARM als klaren Vertragsbruch und hat daraufhin im August 2022 eine Klage eingereicht. ARM fordert, dass Qualcomm und Nuvia die Nutzung dieser Technologie einstellen und alle Snapdragon-X-CPUs zerstören.
Die möglichen Konsequenzen
Die Forderungen von ARM könnten massive Auswirkungen auf den PC-Markt haben. Große Hersteller wie Acer, Asus, Dell, HP, Microsoft, Lenovo und Samsung müssten ihre Notebooks und Mini-PCs mit Snapdragon-X-Prozessoren vom Markt nehmen und zerstören. Diese drastischen Maßnahmen würden nicht nur finanzielle Verluste bedeuten, sondern auch die Entwicklung und Verbreitung von Windows on ARM erheblich behindern.
Inmitten dieser Unsicherheiten scheint Microsoft bereits die Konsequenzen zu ziehen. Berichten zufolge erwägt der Software-Riese, in Zukunft lieber mit Mediatek und Nvidia zusammenzuarbeiten, um mögliche rechtliche und wirtschaftliche Risiken zu minimieren.
Fazit
Der Lizenzstreit zwischen ARM und Qualcomm zeigt, wie entscheidend Lizenzvereinbarungen und deren genaue Auslegung in der Technologiebranche sein können. Während ARM darauf besteht, seine Rechte und die seiner Partner zu schützen, sieht Qualcomm sich durch die Klage erheblichen Herausforderungen gegenüber. Die kommenden Monate werden zeigen, wie sich dieser Konflikt entwickelt und welche Auswirkungen er auf die Zukunft von ARM-basierten PCs und die breitere IT-Landschaft haben wird.
Selbst wenn das Gericht urteilen sollte, dass Qualcomm den Snapdragon X Elite nicht weiter vertreiben darf, das Ende für Windows on ARM wäre das nicht. Für 2025 stehen bereits andere CPU-Entwickler in den Startlöchern. Laut Reuters arbeitet Mediatek an einem System-on-Chip (SoC), das 2025 auf den Markt kommen soll. Dann läuft Qualcomms Exklusivvertrag mit Microsoft aus, und andere Hersteller können ihre SoCs für Windows on ARM qualifizieren lassen.
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