Filme in anderen Sprachen zu schauen, war lange ein Kompromiss. Entweder man liest Untertitel oder man akzeptiert die oft holprige Synchronisation, bei der die Lippenbewegungen nie so ganz zum Gesagten passen. Doch das ändert sich gerade. Neue KI-Technologien machen es möglich, dass synchronisierte Filme aussehen, als wären sie direkt in der Zielsprache gedreht worden.
Ein schwedischer Film sorgt für Aufsehen
Im Mai lief der schwedische Film UFO Sweden in amerikanischen Kinos. Das ist ungewöhnlich, denn in den USA bevorzugt man bei ausländischen Filmen meist Untertitel. Doch UFO Sweden wurde anders behandelt. Er wurde nicht klassisch synchronisiert, sondern mit einer neuen Methode bearbeitet, die immersives Synchronisieren genannt wird. Diese Technik nutzt künstliche Intelligenz, um die Lippenbewegungen der Schauspieler an die übersetzten Dialoge anzupassen. Das Ergebnis wirkt so nahtlos, dass das Publikum gar nicht merkt, dass es sich um eine Synchronfassung handelt.
Technologie trifft auf Kreativität
Entwickelt wurde die Technik von der Firma Flawless. Mitgründer Scott Mann betont, dass es ihm nicht darum geht, kreative Berufe zu ersetzen. Vielmehr sieht er die KI als Werkzeug für Regisseure, Schauspieler, Toningenieure und alle, die an der Produktion beteiligt sind. Seiner Meinung nach eröffnet die Technologie neue Wege, Geschichten zu erzählen und kulturelle Barrieren zu überwinden.
Die Schattenseite der Innovation
Ganz ohne menschlichen Ersatz kommt diese Technik allerdings nicht aus. Denn klassische Synchronsprecher, die bisher den übersetzten Versionen ihre Stimme geliehen haben, werden schlicht nicht mehr gebraucht. Stattdessen hört man die Stimmen der Originaldarsteller – nur eben angepasst an die neue Sprache. Der Regisseur von UFO Sweden, Victor Danell, erklärt, dass die KI nicht nur die Sprache anpassen kann, sondern auch kulturelle Feinheiten mit einbezieht. Die Authentizität der Originalbesetzung bleibt dabei erhalten, was vielen Filmen eine neue Qualität verleiht.
Ein Gewinn für das Publikum, eine Bedrohung für die Branche
Für Zuschauer bedeutet das mehr Nähe zur Originalversion und ein natürlicheres Seherlebnis. Die Schauspieler bleiben präsent, ihre Emotionen und Stimmfarben gehen nicht mehr verloren. Doch während die Technik das Filmerlebnis aufwertet, sorgt sie in der Synchronbranche für Unsicherheit. Besonders in Deutschland, wo Synchronisation auf sehr hohem Niveau betrieben wird und viele Menschen in diesem Bereich arbeiten, ist das ein echter Einschnitt.
Was bleibt, ist eine offene Frage
Die neue Technologie ist nicht nur faszinierend, sondern auch ein Wendepunkt. Sie bietet enormes Potenzial für internationale Produktionen, könnte aber gleichzeitig etablierte Strukturen ins Wanken bringen. Ob die KI ein kreatives Werkzeug bleibt oder doch zum Jobkiller wird, hängt weniger von der Technik selbst ab als davon, wie wir sie nutzen.
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