Das Raspberry Pi OS hat in seiner neuesten Version eine spanende Veränderung erfahren, die vor allem die Performance und Sicherheit des Systems steigert: Der Wechsel vom klassischen X-Window-System zu Wayland mit Labwc. Vielleicht mag das für viele Nutzer auf den ersten Blick wie eine kleine technische Umstellung wirken, aber dieser Schritt hat weitreichende Auswirkungen auf die Zukunftsfähigkeit des Systems.
Der Umstieg auf Wayland
Das X-Window-System ist ein Dinosaurier der IT-Welt. Seit den 1980er Jahren dient es als Basis für grafische Oberflächen unter Linux, hat sich aber im Laufe der Jahre als zunehmend ineffizient und unsicher erwiesen. Bei einem System wie Raspberry Pi, das oft in ressourcenbegrenzten Umgebungen genutzt wird, ist es umso wichtiger, eine moderne und effiziente Lösung zu finden. Wayland wurde als Antwort auf diese Schwächen entwickelt und kombiniert Display-Server und Window-Manager in einem einzigen Compositor. Das bedeutet weniger Overhead, bessere Performance und vor allem eine deutlich höhere Sicherheit, da Anwendungen nun isolierter voneinander laufen.
Der neue Compositor für alle
Die Wahl des richtigen Wayland-Compositors war nicht einfach. Nach Tests mit verschiedenen Lösungen entschied sich das Entwicklerteam von Raspberry Pi OS für Labwc, einen besonders leichtgewichtigen Compositor auf Basis der Wlroots-Bibliothek. Dieser neue Compositor bringt die Vorteile von Wayland in einer Form, die perfekt auf die Raspberry Pi Hardware abgestimmt ist. Ab sofort wird Labwc standardmäßig auf allen Modellen verwendet – das sorgt für eine insgesamt verbesserte Systemleistung. Wer jedoch noch auf den alten X-Window-Modus angewiesen ist, kann diesen über die Einstellungen (raspi-config) jederzeit wieder aktivieren.
Bessere Touchscreen-Unterstützung
Mit der neuen Version von Raspberry Pi OS wurde nicht nur die Grafikarchitektur verbessert, sondern auch die Benutzererfahrung für Touchscreen-Nutzer optimiert. Ein zentrales Element ist die Einführung der virtuellen Tastatur Squeekboard, die nun automatisch erscheint, wenn eine Texteingabe erforderlich ist. Für eine nahtlose Bedienung sorgt außerdem die Möglichkeit, mit Langdruck einen Rechtsklick auszulösen, was insbesondere bei Kontextmenüs nützlich ist. Ebenso ist die Doppeltipp-Geste für einen Doppelklick nun wieder voll funktionsfähig – eine Funktion, die unter Wayfire noch nicht unterstützt wurde.
Erweiterte Funktionen und Integration von Raspberry Pi Connect
Eine weitere Neuerung betrifft Raspberry Pi Connect, eine Remote-Zugriffslösung, mit der der Raspberry Pi über das Internet gesteuert werden kann. In der neuen Version ist Connect nun direkt in die Taskleiste integriert, sodass der Verbindungsstatus jederzeit sichtbar ist und sich schnell aktivieren oder deaktivieren lässt. Diese nahtlose Integration macht die Fernsteuerung des Raspberry Pi noch praktischer und benutzerfreundlicher.
Kleine Verbesserungen, große Wirkung
Neben den großen Änderungen gibt es auch zahlreiche kleine Optimierungen, die das System insgesamt effizienter machen. So sorgt die neue Verwaltung der Taskleisten-Plug-ins dafür, dass entfernte Erweiterungen nun wirklich aus dem Speicher gelöscht werden und nicht unnötig Ressourcen verbrauchen. Außerdem wurde das Tool zur Bildschirmverwaltung überarbeitet – Raindrop ersetzt das bisherige Arandr und sorgt für eine deutlich bessere Performance unter Wayland.
Fazit
Mit der neuen Version des Raspberry Pi OS geht das Betriebssystem einen wichtigen Schritt in Richtung Zukunft. Der Wechsel von X zu Wayland mit Labwc verbessert nicht nur die Sicherheit und Performance, sondern macht das System auch noch zukunftssicherer. Nutzer, die auf ältere Software angewiesen sind, müssen sich keine Sorgen machen: Dank Xwayland bleiben die Kompatibilität und die Nutzung von alten X-Anwendungen weiterhin gewährleistet. Für alle, die den Wechsel zu Wayland bevorzugen, gibt es ein schnelleres, sichereres und insgesamt besseres Erlebnis. Lust auf das Update? Die neueste Version ist über den Raspberry Pi Imager verfügbar.
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