In den letzten Jahren hat Apple eine bemerkenswerte Entwicklung in Bezug auf macOS durchgemacht – und sie ist für viele Entwickler alles andere als positiv. Der Trend geht eindeutig in Richtung einer immer stärkeren Abschottung des Betriebssystems. Wenn du ein Entwickler bist, der regelmäßig mit macOS arbeitet, dann hast du vielleicht schon bemerkt, dass es schwieriger wird, auf wichtige Systemfunktionen zuzugreifen. Doch was steckt hinter dieser Veränderung und warum ist das für die Entwickler-Community problematisch? Wir werfen einen genaueren Blick auf die Situation.
Private Frameworks – der Trend der letzten Jahre
Apple hat in den letzten Jahren den Anteil privater Frameworks in macOS stark erhöht. Private Frameworks sind Software-Pakete, die nur von Apple-Anwendungen verwendet werden können. Sie sind also für externe Entwickler unzugänglich. Öffentliche Frameworks hingegen sind für alle zugänglich und ermöglichen es Drittentwicklern, ihre eigenen Apps für macOS und den App Store zu erstellen.
Was bedeutet das? Ganz einfach: Mit jeder neuen macOS-Version wird es für Entwickler zunehmend schwieriger, auf Systemressourcen zuzugreifen und eigene Software zu entwickeln, die tief in das macOS-System integriert ist. Der Blogger Howard Oakley hat die Entwicklung über die Jahre hinweg analysiert und festgestellt, dass der Anteil privater Frameworks in macOS von 76 Prozent im Mai 2019 auf satte 84 Prozent im Dezember 2024 gestiegen ist. Das bedeutet, dass immer mehr Funktionen von macOS für externe Entwickler unzugänglich sind.
Siri als Beispiel – ein weiteres exklusives Apple-Produkt
Ein besonders eindrucksvolles Beispiel für diese Abschottung ist Siri. Apple stellt seinen Entwicklern 123 private Frameworks zur Verfügung, um den Sprachassistenten zu entwickeln und zu integrieren. Für externe Entwickler gibt es jedoch nur ein einziges Framework, was den Zugang zu dieser wichtigen Funktion erheblich einschränkt. Wenn Entwickler versuchen, auf private Frameworks zuzugreifen, können sie ihre Apps nicht mehr über den offiziellen App Store veröffentlichen. Das bedeutet, dass sie auf alternative Wege angewiesen sind, um ihre Anwendungen zu verbreiten – was für viele ein ziemliches Hindernis darstellt.
Der Zugriff auf Bibliotheken – komplexer als je zuvor
Aber es geht noch weiter. Früher konnten Entwickler private Frameworks relativ leicht durchsuchen und nutzen. Heute hat Apple den Zugriff auf dynamische Bibliotheken (dyld) erheblich erschwert. Diese Bibliotheken werden nun in verschlüsseltes Zwischenspeichern (den sogenannten „crytex“) abgelegt, was den Zugriff auf die benötigten Dateien deutlich komplizierter macht. Apple sorgt damit nicht nur für mehr Sicherheit, sondern sorgt auch dafür, dass externe Entwickler viel mehr Aufwand betreiben müssen, um auf wichtige Systemressourcen zuzugreifen.
Was bedeutet das für Entwickler?
Die zunehmende Abschottung von macOS hat ernsthafte Auswirkungen auf die Entwickler-Community. Viele haben sich in der Vergangenheit auf die Offenheit von macOS verlassen, um innovative Apps zu entwickeln und mit Systemfunktionen zu interagieren. Doch mit der zunehmenden Zahl privater Frameworks und der Verschlüsselung von Bibliotheken stellt sich die Frage, wie viel von macOS heute noch offen und zugänglich ist.
Die Probleme sind nicht nur theoretisch. In der Vergangenheit gab es bereits wiederholt Schwierigkeiten, etwa bei Drittanbietern von Firewalls, die aufgrund der geschlossenen Systemstruktur Schwierigkeiten hatten, ihre Software effektiv zu integrieren. Die Dynamik, die Apple hier vorantreibt, könnte dazu führen, dass macOS sich zunehmend wie ein „geschlossener Garten“ anfühlt – eine Blackbox, die für Entwickler immer schwieriger zu durchdringen ist.
Fazit
Apple ist bekannt für seine Sicherheitsfokus und sein geschlossenes Ökosystem, doch der Trend, immer mehr Systemressourcen zu privatisieren, könnte langfristig problematisch für Entwickler werden. Immer mehr Funktionen werden in private Frameworks verpackt, der Zugang wird erschwert, und die Entwicklung wird zunehmend in Apples eigenen Händen konzentriert.
Die Frage, die sich stellt, ist nicht nur, wie viel von macOS heute noch offen und zugänglich ist, sondern auch, inwieweit diese Entwicklung die Innovationskraft der Entwickler beeinträchtigt. Wenn Apple weiterhin in diese Richtung geht, könnten wir uns in eine Zukunft bewegen, in der macOS zunehmend für unabhängige Entwickler unattraktiv wird.
Die Entwicklungen rund um macOS werfen also nicht nur technische, sondern auch philosophische Fragen auf. Ist es der richtige Weg, wenn ein Betriebssystem immer weniger transparent wird und sich immer mehr in Richtung einer proprietären Plattform entwickelt?
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